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Beförderungen funktionieren überall gleich. Überall steht auf irgendeinem Blatt, dass ein geeigneter Kandidat für diese Position zu finden ist, die weibliche Schreibweise natürlich mit Strichelchen getrennt im selben Satz. Die Anforderungen sind meistens sehr ausführlich formuliert. Anspruchsvolle Traumwelt aus Persönlichkeit, Bildung und Weitblick, Stärke und Empathie. Die Belohnungen für den Kandidaten eher spärlich. Also dieser seltsame Wörterbrei aus „Verantwortung" und Wer-berichtet-an-wen.

Und nun wird ausgesucht aus den Stapeln an Bewerbungen. Alle sehr sauber, manche gelogen; ein eitles Fest für die Personaler. Papiergewordener Ehrgeiz oder Selbstüberschätzung, Hoffnung auf DIN A4.

Die Eingeladenen haben sich in ihre besten Anzüge oder Kostüme gezwängt, möchten gut aussehen und gut daherreden. Assessment-Center heißen die Hürden heute. Dort wird wahlweise in der Gruppe der Alpha gesucht und der Beta ausgewählt, oder man krakelt allein in einem einsamen Kämmerchen 15 Minuten lang sauschlaue Thesen zu saudummen Fragen auf ein wackeliges Flipchart, um diesen halbgegorenen Blubber dem Tribunal vorzutragen. Glückauf, Moderationskarten zeigen Schweißflecken.

Der sodann ausgewählte Kandidat ist manchmal sogar wirklich geeignet. Man hörte auch schon von einem armen, wehrlosen Hund, der in der Not auf dieses nächst höhere Pöstchen gesetzt wurde. Manchmal hat die geeignetere Kandidatin einfach den geeigneteren Arsch, oder ist halt nett anzusehen, solange sie den Mund hält und die Ästhetik nicht verdirbt.

Manchmal ist der/die Auserkorene auch mit den Entscheidern verbandelt. Irgendwie. Man hat schon mal gemeinsam gegrillt, oder Sport gemacht, oder ist bei gemeinsamen Nachbarn gewesen oder er/sie ist in die eigene Tochter verknallt. Wie auch immer. Man kennt auch Aufsteiger, die ob ihres wohltuenden Schweigens, das als Bedachtsamkeit mißinterpretiert wurde, so lange befördert wurden, bis sie endlich die Position hatten, um ihre unaussprechlich dummen Entscheidungen laut zu verkünden. Da hat sich schon mancher gewundert.

Oder einer kann irgendetwas, was mit den zukünftigen Anforderungen nicht die Bohne zu tun hat, aber irgendwie ist es doch toll, daß der das kann. Hilft zwar nix, macht aber nix.

Niemals ist der geeignete Kandidat einer, der eine eigene Meinung absondert. Dieser Mensch wird wegen vermeintlichen Querulantentums elegant ignoriert. Dabei wüßte man bei denen viel eher, woran man ist. Besser noch: Woran man nicht ist. Nein, der wird es nicht, weil man in einer kleinen Führungsriege als professioneller Angstbeißer keine Abweichler dulden kann. Da wird nach Gleichen gesucht.

Das macht man konsequent mit ein paar Abteilungen und dann kann man in den Besprechungen sicher sein, nicht angegriffen oder infrage gestellt zu werden. Die Diskussionskultur schwankt zwischen Hühnertreffen und Anrufbeantworter.

Bitte auflegen.