Bewertung: 5 / 5

Stern aktivStern aktivStern aktivStern aktivStern aktiv
 

Jede Hausfrau trifft bei dem Versorgen eines Fünf-Personen-Haushalts am Tag durchschnittlich 13.000 Entscheidungen. Erstaunlich. 
Die Entscheidungen reichen natürlich vom unwichtigen "Erlaube ich meinem Kind das Bonbon oder nicht?" bis hin zu lebensverändernden "Versohle ich ihm jetzt den Arsch und riskiere ein Trauma, das ihn jeder Domina hörig machen wird, oder nicht?" Aber immerhin, 13.000 davon täglich, sind, abgesehen von der Zählarbeit der Statistiker, schon eine pralle Leistung. 

Manager treffen auch Entscheidungen. Manche kriegen für eine davon ca. 13.000,- Euro. Das heißt für die meisten, dass eine Entscheidung pro Monat locker reicht. Für mehr ist auch keine Zeit. Die ganzen Bedenken, die getragen werden müssen, und nach der Vertagung auf nächste Woche mit anderen Worten erneut vorgebracht werden. Die ganzen Floskeln, die unaufhörlich produziert sein wollen, diese kleinen alltäglichen Feigheiten aus den Diskussionsseminaren. Getoppt nur noch durch die ignorante Teilzeittaubheit, die den logischen Einwänden entgegengestellt werden muß. Das ist jeden Cent wert. Auf keinen Fall sind hier Rudelspiele gespielt worden, niemand wollte sich einfach nur so durchsetzen weil Gewinnen geil macht. Weit gefehlt.

Es war doch in Wirklichkeit so, daß irgend eine arme Sau aus der Abteilung Controlling tage- und nächtelang mit der Aufgabe betraut wurde, grellbunte Säulendiagramme in 3D zu erstellen und Grafiken zu basteln, durch die sich rote Linien ziehen wie bei einem EKG während des Kammerflimmerns. Dann wurde vom hauseigenen Mathematiker verlangt, so lange an den Varianzen herumzurechnen, bis man auch die tollsten Zielwerte erreichen kann und die Praktikantin hat diesen ganzen Mist dann betitelt, laminiert und in dezenter Spiralbindung den Herrschaften schon mal vorab zukommen lassen. Der Vortragende wurde mit Statistikvokabular so lange gebrieft bis er beim Einkaufen automatisch den Mittelwert aller Produkte im Einkaufswagen rechnen und in Beziehung zu den wahrscheinlich verbrauchten Tageskalorien seiner Oma setzen konnte, um zu wissen, ob die sich rechnet, gemessen an den Heizkosten.

So bestallt sucht man dann die Sitzungen auf. Dort versucht man, durch die tollen, bunten Spielsachen in der Power Point Präsentation durch links und rechts hereinfliegende wichtige Wörter eine richtig sachliche Basis zu schaffen. Ehrliches Ökotainment. Von Ökonomie natürlich.
Diese Krabbelgruppe für Schlipsträger hat nun zwei Möglichkeiten: Sie entscheidet nach Logik und realistischem Abwägen der tatsächlichen Lebenswahrheit. Oder: Sie denkt nicht selber sondern ergibt sich der Mehrheit, die manchmal sogar dort ist, wo der Sachverstand liegt. In Wirklichkeit gibt es natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, die oben genannten Alternativen betrafen die Theorie. In der Praxis wird nach stundenlangem Herumsitzen eine Entscheidung gefällt, bitte möglichst laut, zitierfähig und siegesgewiß. Diese gemeinsame Entfesselung des Willens, das ist moderne Magie!

Und dann gab es noch den einen Kerl aus dem mittleren Management, der sich damit brüstete, eine Entscheidung "aus dem Bauch heraus" getroffen zu haben, wobei er sich über seine wohlgenährte Plauze strich. Für diese Entscheidung brauchte er einen ganzen Nachmittag und fraß sich mit den dargebotenen Schokoladenkeksen einen weiteren Zentimeter über den Hosenbund, während er der Kaffee bringenden Sekretärin sein gealtertes Lächeln anbot.
Die Entscheidung war übrigens fatal. Nur so, falls es jemanden interessiert.